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Kulturbezirk 5, 3100 St. Pölten, Niederösterreich, Austria
Seit 2011 gibt es den Museumsblog. Bis 31. Juli 2016 waren es Themen, die im Zusammenhang mit den drei Kernbereichen des Landesmuseum Niederösterreich (Geschichte - Kunst - Natur) standen. Mit 1. August 2016 wird das Landesmuseum zum Museum Niederösterreich und somit ist der Museumsblog unter neuer Adresse zu finden: www.museumnoe.at/de/das-museum/blog

28. August 2014

Frauenportrait # 28

Christa Hauer - eine "Ausnahmefrau"

Christa Hauer, © Landesmuseum Niederösterreich,
Foto: Helmut Lackinger
 Christa Hauer, am 13. März 1925 in Wien geboren, wuchs in einem von Kunst bestimmten Umfeld auf: Ihr Vater Leopold Hauer war ein angesehener Maler, ihr Großvater Franz Hauer ein großer Förderer von Künstlern, darunter Albin Egger-Lienz, Oskar Kokoschka und Egon Schiele.
Ihre eigene künstlerische Ausbildung begann sie im Alter von 14 Jahren an der Kunstgewerbeschule in Wien, wechselte aber auf Wunsch ihres Vaters bereits zwei Jahre später an die Akademie der bildenden Künste, wo sie zunächst bei Herbert Dimmel, dann bei dem Spätimpressionisten Carl Fahringer Malerei studierte. Infolge des eingeschränkten Unterrichts während des Zweiten Weltkriegs setzte sie ihr Studium nach dem Kriegsende bei Fritz Wotruba fort und schloss es 1947 ab.
In den Jahren von 1950 bis 1953 arbeitete Christa Hauer als Werbegrafikerin. Während dieser Zeit kam sie in Kontakt mit dem avantgardistischen Künstlerkreis des 1947 gegründeten Art Club, wodurch sie nicht nur die abstrakte Kunst schätzen und lieben lernte, sondern auch den Maler Johann Fruhmann. Um der väterlichen Autorität zu entkommen, brach sie 1953 in die USA auf und ließ sich für etwa sieben Jahre in Chicago nieder, wo sie ihren Unterhalt erneut als Werbegrafikerin verdiente und ihre Begeisterung für die Malerei wiederentdeckte. Stark beeindruckt vom abstrakten Expressionismus und dem Action Painting fand sie bald zu einem eigenen künstlerischen Ausdruck.

Christa Hauer, © Landessammlungen Niederösterreich
Foto: Elfriede Mejchar
1957 heiratete sie Johann Fruhmann, der ihr in die USA nachgefolgt war, in Chicago, kehrte jedoch 1959 nach Wien zurück, um – wie in Amerika beschlossen – eine Galerie zu gründen. Der passende Ort war mit den Räumen über dem in Familienbesitz befindlichen Griechenbeisl in der Wiener Innenstadt rasch gefunden, sodass die erste Ausstellung bereits im Juni 1960 eröffnet werden konnte. In den folgenden zehn Jahren entwickelte sich die Galerie im Griechenbeisl zu einem wichtigen Forum zeitgenössischer Kunst und damit zu einer ernstzunehmenden Konkurrentin der Galerie nächst St. Stephan, die bis dahin als Zentrum der Wiener Avantgarde-Szene gegolten hatte. Als Gründungsmitglied und langjährige Vorsitzende der 1977 ins Leben gerufenen Internationalen Aktionsgemeinschaft Bildender Künstlerinnen (InªAkt) machte sich Christa Hauer außerdem bis Mitte der 1980er-Jahre für die Gleichbehandlung von Künstlerinnen stark. Von 1979 bis 1983 war sie darüber hinaus Präsidentin des Berufsverbandes der bildenden Künstler Österreichs (BVÖ) und bis 1992 österreichische Vertreterin in der International Association of Art (IAA ), für die sie 1987 das internationale Europatreffen organisierte. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1985 zog sich die Künstlerin aus dem kulturpolitischen Leben weitgehend zurück, um wieder reisen und auf Schloss Lengenfeld der eigenen künstlerischen Arbeit nachgehen zu können. Am 22. März 2013 starb Christa Hauer im Alter von 88 Jahren.

Text: Alexandra Schantl, aus dem Ausstellungsbegleiter der Ausstellung "Ausnahmefrauen - Christa Hauer, Hildegard Joos, Susanne Wenger" (30.11. 2013 – 12.10. 2014) im Landesmuseum Niederösterreich

27. August 2014

Die Kornelkirsche

Frühe Blüte, aromatische Früchte

Blüte der Kornelkirsche,
Foto © Natur im Garten / Joachim Brocks
 Der Dirndlstrauch ist eine beliebte Heckenpflanze im Naturgarten. Die Kornelkirsche (Cornus mas), wie die Dirndl auch genannt wird, gehört zu den Hartriegelgewächsen. Ihr sehr hartes Holz wurde früher vor allem für Bögen und Pfeile, sowie zum Drechseln verwendet.
Die Pflanze liebt die Wärme und kalkige Böden. Dementsprechend häufig ist sie im Osten Österreichs (dem Pannonikum) zu finden, bevorzugt in trockenen Wäldern und Waldmänteln. Schon im Vorfrühling von Februar bis März erscheinen die gelben Blüten noch vor dem Laubaustrieb. Darüber freuen sich vor allem Wildbienen, die schon bei niedrigeren Temperaturen ausfliegen als die Honigbienen.

In der Hecke wird der Dirndlstrauch ungefähr 2 bis 6 Meter hoch und kann auch in Form geschnitten werden. Er verträgt Trockenheit und ist eher anspruchslos. Staunässe und verdichtete Böden mag er allerdings nicht so gerne. Ein sonniger Standort fördert den Fruchtansatz, ebenso wie das Vorhandensein wilder Dirndlsträucher in der Nähe, da sich einzeln stehende Pflanzen oft nicht selbst befruchten können. Deshalb immer eine Befruchtersorte dazu pflanzen, wenn es in der Umgebung keine Dirndln gibt.
Kornelkirsche, Foto © Natur im Garten / Joachim Brocks
Im Spätsommer reifen dann die aromatischen Früchte. Je nach Sorte hell- bis dunkelrot, ist ihre Reife daran erkennbar, dass sie schon etwas weich sind und beinahe vom Strauch abfallen. Wenn Sie die Früchte nicht gleich verarbeiten können, dann frieren Sie sie entweder ein oder Sie ernten schon vor der Vollreife. Mittelreife Früchte sind ungefähr eine Woche lagerfähig und reifen dann in dieser Zeit nach.
Reife Kornelkirschen schmecken erfrischend süß. Sie enthalten neben Gerbstoffen auch Vitamin C, Anthocyane und Flavonoide.
Die Verwendungsmöglichkeiten sind vielfältig: Roh zum Naschen, eingekocht als Marmelade, Gelee oder Sirup, getrocknet als Dörrobst – die Dirndln sind eine Bereicherung, die Sie sich nicht entgehen lassen sollten!


Auch im Museumsgarten ist seit 2011 ein Dirndlstrauch, im Moment mit überreifen Früchten.

Dirndlstrauch im Museumsgarten mit reifen Früchten,
Foto: M. Schaar

Text: DI Barbara Schrattenholzer

Veranstaltungstipp:
13. September 2014: Naturgartenfest im Museumsdorf Niedersulz
Ein buntes Programm bietet die Aktion „Natur im Garten“ von 10.00 bis 18.00 Uhr beim Fest in Niedersulz: Textil- und Färbepflanzen bilden den heurigen Gartenschwerpunkt.
Mehr Informationen unter: http://www.naturimgarten.at/veranstaltungen/naturgartenfeste/naturgartenfest-niedersulz-0

Weitere Informationen:
„Natur im Garten“ Telefon +43-2742/ 74 333, www.naturimgarten.at

21. August 2014

Frauenportrait # 27

 

Unterrichtsfach Glück - ein Steckenpferd von Elisabeth Dittrich





Elisabeth Dittrich, Foto: privat
Im Rahmen der Sonderausstellung „Frauenbilder in Niederösterreich“ hat unter anderem die Neue Niederösterreichische Mittelschule Theodor Körner 4, Klasse 3c unter der Leitung von Elisabeth Dittrich einen Beitrag erarbeitet.

Im Schuljahr 2009/10 wurde das Unterrichtsfach Glück als Versuchsprojekt in den Schulen eingeführt. In diesem Fach lernen Kinder, dass sie schon etwas dazu beitragen können, um im Leben glücklicher zu sein. Elisabeth Dittrich unterrichtet bereits seit 2009 Glück in Integrationsklassen (gemeinsam mit ihrer Projektkollegin Anita Kürzel) der Neuen Niederösterreichischen Mittelschule Theodor Körner 4 in St. Pölten. Das Unterrichtsfach Glück wurde von Elisabeth Dittrich gestartet und wird gemeinsam mit ihrer Kollegin Julia Lirsch weiterführt.
Das erste Mal in Berührung mit dieser neuartigen Methode zu unterrichten kam sie in ihrer Ausbildung – PROvokativpädagogik an der Donau-Uni Krems.
Glück stellt in seiner bekanntesten Form eine Hochkonjunktur der Gefühle dar – eine Ausschüttung des Hormons Serotonin. Möchte man jedoch auf Dauer glücklich sein, braucht es Geduld und Beharrlichkeit, um dem Leben in einer positiv eingestellten Grundhaltung gegenüber zu stehen. Laut Elisabeth Dittrich hätten glückliche Menschen bessere Beziehungen, würden mehr verdienen, kreativer sein und schneller lernen. Das Unterrichtsfach Glück hat eine gewaltpräventative Wirkung und soll Schülern und Schülerinnen den Weg in eine gesunde, sozial gut integrierte, ausgeglichene Zukunft ebnen.
SchülerInnen der NNÖMS Theodor Körner 4
Nur wie kann man Kindern und Jugendlichen in der Schule Glück beibringen bzw. lernen/lehren glücklich zu sein?
Das Konzept beruft sich darauf, eine motivierende und angstfreie Umgebung, eine den Schülern und Schülerinnen gegenüber und untereinander wertschätzende, wohlwollende und freundliche Atmosphäre zu schaffen, in der sie sich entwickeln können. Die Persönlichkeiten werden gestärkt, soziale Verantwortung und Selbstverantwortung werden übertragen, wobei die Lehrperson die Rolle eines Mediators einnimmt. Ebenso werden Fördermöglichkeiten durch Lerngruppen ins Leben gerufen. Gute SchülerInnen unterstützen Schwächere. Hierbei wird nicht nur das Netzwerk SchülerInnen gefestigt, sondern auch – nach dem Motto „Glücklich ist nicht nur der, dem geholfen wird, sondern auch der, der hilft!“ – Glück empfunden.
Educationaward 2013
Schüler und Schülerinnen Zuversicht und Lebensfreude als Grundstock ihrer Entscheidungen zu vermitteln beschreibt wohl den Leitfaden der sich durch das Projekt Unterrichtsfach Glück zieht. Laut Frau Dittrich gäbe es viele Methoden, die in der Schule anwendbar wären. Die Wichtigkeit liegt in der Freude am Tun seitens der Lehrperson, als auch der Schülerschaft und der wohltuenden Wirkung auf Körper und Seele. Außerdem sollten gewählte Methoden geistig herausfordern, um neue Erkenntnisse und gute Absichten erschließen zu können. 
 
Text: Verena Slama

Ausbildung: Donau- Universität Krems, Provokationspädagogik
Quelle: http://www.donau-uni.ac.at/de/studium/provokationspaedagogik/index.php 

Kleine Korrektur von Dr.in Rotraud Perner: das Studium PROvokativpädagogik gibt es ab Herbst 2014 an der Uni for life in Graz (http://www.uniforlife.at).

20. August 2014

Der Wels

… schwimmender Gigant (Silurus glanis)


© thinkstock, Foto: abadonian
Seine Welt ist geheimnisvoll und rätselhaft. Dunkelheit, versunkene Baumstämme und trübes Wasser, das ist der Lebensraum der stummen Giganten. Er haust in Spalte und Höhlen von stehenden oder langsam fließenden Gewässern, verstecken sich zwischen dichtem Wurzelwerk oder Schilf. Seine geheimnisvolle Erscheinung und die schiere Größe des Welses bieten viel Stoff für Mythen und Legenden. Oftmals vermischen sich Märchen und Wahrheit zu unheimlichen Geschichten über vermeintliche Killerfische. Ein potentieller Menschenfresser ist der Wels trotz all der Legenden über ihn nicht und es kann weiterhin ohne Angst in allen Seen und Flüssen gebadet und getaucht werden.

Der Wels oder auch Waller genannt, lebt im Verborgenen. Der größte reine Süßwasserfisch unserer Gewässer ist vorwiegend nachtaktiv und zieht sich tagsüber in seine Verstecke zurück, wo er bis zur Dämmerung reglos liegen bleibt. Er kann die Farbe des Untergrunds annehmen und bleibt, getarnt wie ein Guerillakämpfer, meist unentdeckt von Naturbeobachtern und Badegästen.
Genau hinsehen muss auch, wer die Welse im Donaubecken des Landesmuseums beobachten will. Unter Tags liegen sie meist unbewegt am Grund des Aquariums. Erst wenn die Nacht hereinbricht kommt Leben in die schuppenlosen, schleimigen Körper. So manch ein Besucher erschrickt, wenn ein vermeintlicher Baumstamm sich plötzlich bewegt und wegschwimmt.

Er ist ein nicht gerade wählerischer Raubfisch, der alles verschlingt, was in sein großes Maul passt. Und das ist nicht irgendein Maul, sondern das größte und breiteste aller Süßwasserfische. Auf seinem Speiseplan stehen neben Aas, Würmern, Schnecken, Fröschen, Fische auch Wasservögel und kleinere Säugetiere.
Der Waller kann bis zu drei Metern lang werden und ein Gewicht von bis zu 150 kg erreichen. Es ranken sich jedoch Legenden um Exemplare, die um einiges schwerer sein sollen. Aber nicht nur seine Größe macht den Wels zu einer einprägsamen Erscheinung. Seine einzigartige Körperform unterscheidet ihn, wie auch seine völlig schuppenlose Haut, deutlich von allen anderen Fischen.

Weil der Waller vorwiegend dämmerungs- und nachtaktiv ist, spielt sein Sehsinn, im Vergleich zu anderen Raubfischen, eine sehr untergeordnete Rolle. Seine Augen sind sehr klein und ausdruckslos. Der Tastsinn hingegen ist stark ausgeprägt. Dazu benutzt der Wels seine auffällig langen Barteln am Oberkiefer, mit denen er aktiv seine Umgebung ertasten kann. Am Unterkiefer sitzen noch weitere vier kleinere und unbewegliche Barteln die, genau wie das gut ausgebildete Seitenlinienorgan dem Fisch dabei helfen, seine Beute aufzuspüren. Aber auch das Gehör des gigantischen Räubers ist besonders gut ausgeprägt und sensibel. Schallwellen werden von der Schwimmblase aufgenommen, die mit dem Innenohr verbunden ist und die Aufgabe des Trommelfells übernimmt. Dieser spezielle Aufbau des Gehörs ist typisch für die Gruppe der echten Knochenfische, zu denen der Wels gezählt wird.

Hat er ein Beutetier ausgemacht, so schlägt der Waller stets aus geringer Entfernung blitzartig zu. Ein einzelner Schlag seiner Schwanzflosse muss genügen, um ihn an seine Beute zu bringen. Einmal geschnappt, machen es die zahllosen kleinen, kegelförmigen, nach hinten gerichteten Zähnen des Welses dem Opfer nahezu unmöglich zu entkommen.

Die einzelgängerischen Tiere finden sich lediglich zur Laichzeit von Mai bis August paarweise in pflanzenreichen Flachwasserzonen zusammen. Das Männchen baut ein Nest aus Wasserpflanzen, in welches vom Weibchen während des Laichspiels 20 000 bis 30 000 Eier pro kg Körpergewicht gelegt werden. Diese werden sofort von ihrem Partner besamt und bleiben an Pflanzenteilen kleben.
© thinkstock, Foto: UroshPetrovic
Hier enden die Pflichten einer Welsmutter. In der Folge wird das Nest vom Vater bis zum Schlüpfen der Jungen bewacht und durch Flossenschläge mit Frischwasser versorgt. Die frisch geschlüpften Larven verlassen erst nachdem sie den Dottersack aufgebraucht haben, den ihnen ihre Mutter als Starthilfe mit auf den Weg gegeben hat, das vom Männchen bewachte Nest. Nun beginnt für sie das Leben eines Raubfisches. Erst wenige Tage auf der Welt, stellen sie bereits kleinen Flohkrebsen und anderen im Wasser schwebenden Kleintieren nach.
Doch besonders im ersten Lebensjahr wird der Jäger oft zum Gejagten. Die Zahl der Feinde junger Welse ist groß. Nahezu alle Fische aber auch Frösche, Insekten wie Libellenlarven oder Gelbrandkäfer und Wasservögel ernähren sich von frischgeschlüpften Fischlarven und Jungfischen. Wer die ersten Lebensjahre überstanden hat ist groß genug, um den Spieß umzudrehen und seinerseits Jagd auf Fische, Frösche und Wasservögel zu machen.

Die Vorliebe erwachsener Welse für Ente, Haubentaucher und Co machen sie oft zum erklärten Feind vieler Vogelschützer. So kommt es etwa an den zum Teil als Vogelschutzgebiet ausgewiesenen Viehofner Seen in St. Pölten immer wieder zu Problemen. Es musste öfter beobachtet werden, dass der Nachwuchs vieler Wasservögel größtenteils vor dem Erwachsenwerden spurlos verschwand. Als mögliche Täter in diesem „Kriminalfall“ kommen unter anderem die in den Seen lebenden, großen Welse in Frage. Aus diesem Grund gab es 2010 eine Fischereikampagne, um die Anzahl der Raubfische zu reduzieren. Der größte im Zuge dieser Aktion gefangene Waller wog 70 kg und war mit einer Körperlänge von 2,32 m größer als ein Mensch. Der Riesenfisch wehrte sich über eine Stunde lang gegen seine Gefangennahme und konnte nur unter großem Kraftaufwand aus dem Wasser geholt werden. Es werden jedoch noch größere Exemplare in den beliebten Badeseen vermutet, was das Interesse von Sportfischern erweckt.


Unter Anglern gilt der Wels wegen seiner Größe und seinem Kampfgeist als beliebter Sportfisch. Große Exemplare werden jedoch, von verantwortungsvollen Fischern, meist, nach dem Schießen einige Erinnerungsfotos, wieder in die Freiheit entlassen. Denn die großen Tiere sind nicht überall so häufig wie in den St. Pöltner Seen. Auf der roten Liste der gefährdeten Tierarten Österreichs wird der Wels als „gefährdete Art“ geführt. Das lässt sich vor allem auf die schlechte natürliche Reproduktion der Tiere, die zur Vermehrung auf Wasserpflanzen und Überschwemmungszonen angewiesen sind, zurückführen. Die meisten Bestände in Österreich können nur durch künstlichen Besatz erhalten werden.

Einmal mehr zeigt sich, dass Vielfalt und Reichtum der Natur nur durch den Erhalt natürlicher Lebensräume und ein friedliches und verantwortungsvolles Miteinander von Mensch und Tier gewährleistet werden kann.


Im Landesmuseum leben einige Welse im großen Donaubecken.
Donaubecken, Foto: M. Schaar

http://www.landeshauptstadt.at/index.php?option=com_content&view=article&id=1550&Itemid=217
http://www.culturecall.com/audios/ammerland/Station25-Riesenwels.mp3


Text: Mag. Elisabeth Holovsky

14. August 2014

Frauenportrait # 26



Katharina Schratt – Geheimnisse aus der Küche



Im Stadtarchiv Baden wird das handgeschriebene Rezeptbuch Katharina Schratts der Älteren aufbewahrt. Sie begann ihre Eintragungen im Jahr 1844. Damals war sie gerade 19 Jahre alt.  Mit „In Gottes Namen angefangen“ begann sie ihre Eintragungen. 123 Rezepte auf 137 Seiten finden sich. Solche handschriftlichen Kochbücher besaßen in den Familien Tradition. Man kann wohl annehmen, dass auch die Tochter Katharinas – die Schauspielerin gleichen Namens – ihre Kochkünste an diesen Rezepten ausprobierte. Und so manches Rezept könnte den Gaumen des Kaisers in der Gloriettevilla oder in der Villa Felicitas in Bad Ischl erfreut haben:


Rostbraten, thinkstock,
Foto: Lisovskaya
Bayrischer Rostbraten
Schneide Zwiebel, Petersilgrünes, Petersil, Gelbe Rüben, Champignons, Lemonischalen [Zitronenschale], einige Sardellen sehr fein zusammen, lasse es in Butter etwas verdünsten, staube sie und gieße sie mit Wein und brauner Suppen auf, gib Rahm hinein und brate die Rostbraten auf einem gähen [jähen] Feuer sehr schnell ab, salze sie ein wenig, tauche sie etwas in Mehl ein. Wenn sie schnell abgebraten sind, lege sie in die Sauce ein und lasse sie verdünsten, schöpfe fleißig die Fett herunter. Du kannst noch Rahm daruntergeben, so sind sie fertig.



Schünkenflecke
Treibe ein Stück Butter sehr pflaumig [flaumig] ab, schlage die Dötter hinein, verrühre eins
Schinkenfleckerl, thinkstock, Foto: A_Lein
nach dem andern, mache breite Nudeln anstatt Fleckerln. Wenn das Wasser siedet, salze es, gib die breiten Nudeln hinein, lasse es einmal aufwallen, schweibe [spüle] es geschwind mit kaltem Wasser ab, gib sie hinein, dass sie nicht zusammenpicken. Gib einen fein zusammengeschnittenen Schünken hinein. Schlage von die Dotter einen festen Schnee, mische es leicht untereinander, bevor du einen Schnee hineingibst, gib hübsch Rahm hinein, nicht zu viel Butter, dass es nicht zu fett wird, denn der Rahm macht auch fett. Schmiere ein Becken mit Butter aus und back es, so ist es fertig. Willst du kennen, ob es ausgebachen ist, steche mit einer Nadel hinein. Wenn sie nicht mehr milchig ist, so ist es ausgebachen.


Faschierter Braten, thinkstock, Foto: Azurita
Hachée mit verlorne Eier
Schneide gebratenes Kalbs- oder Hühnerfleisch, was du hast, sehr fein zusammen. Schneide Petersil, Lemonischalen [Zitronenschale], Champignons, Zwiefel sehr fein zusammen, lasse es in Butter anpassieren, gib eine weiße Sauce darein oder staube es und gieße es ein wenig mit Suppen auf. Gib das zusammengeschnittene Fleisch hinein, salze es, gib Dötter hinein, dass es eine hübsche Farbe bekommt, lasse es etwas resten [rösten ]. Stelle ein Kastrol [Rein] mit kaltem Wasser auf, gib etwas Essig hinein, dass es die Eier etwas zusammenzieht, salze es. Wenn das Wasser wallt, schlage das Eier hinein. Bei jedem Eier muss das Wasser sieden. lasse es sieden, bis die Eier sich eingehüllt haben und gut sind, und gib sie zum Haché, so ist es gut.


Milchrahmstrudel, thinkstock, Foto: IvanMikhaylov
Milchrahmstrudel
Treibe ein Stück Butter und Rindschmalz zusammen ab, sehr pflaumig [flaumig], gib dann den Zucker hinein, wie viel du willst, verrühre es gut. Schlage einen Dötter nach den andern hinein, gib bei jedem Dotter etwas in der Milch geweigte [eingeweichte], gut ausgedrückte Semmel, verrühre es gut. Salz es, gib etwas Limonischalen [Zitronenschale], rühre ganz leicht den Rahm hinein und schlage von die halben Dötter einen sehr festen Schnee. Mische ihn leicht darunter, gib einen Staub Mehl hinein. Mache einen sehr feinen Strudelteig mit lauem Wasser an, gib ein Stück Butter, darunter Eier. Sieh, dass du auf einmal die gehörige Feste triffst. Du kannst ihn beschmieren mit lauem Wasser oder Schmalz, und lasse ihn rasten. Staube dir ein Tischtuch mit Mehl an, ziehe den Teig fein aus, tauche dir die Hände in Mehl ein, dass dir der Teig nicht in die Hände anpickt beim Ausziehen. Schneide die Enden mit einem Messer weg, mache den Teig zusammen. Den kannst du noch einmal ausziehen. Also streiche die Fülle mit einem Messer schön gleich geschwind auf, dass die Fülle nicht zusammenfällt. Streie ganz wenig feine Semmelbreseln auf, Rosinen, Weinbeerln nicht zu viel, hebe das Tischtuch mit beiden Händen auf und lasse es so hinunterrollen. Lege es in einer Rundeau [rund] zusammen. Schmier dir ein Kastroll [Backblech] mit Butter aus. Lege dir das Kastroll darauf, fasse das wohlbestaubte Tischtuch mit beiden Händen und stelle es auf [d.h.: Dreh es um, sodass der Strudel auf dem Blech liegt]. Gib es in die Rehre. Wenn es so halb gebachen hat, so gieße etwas Milch hinein und lasse es noch etwas bachen und gib es zur Tafel.


Gugelhupf, thinkstock, Foto: locrifa
Sehr guter Guglhupf:
Man treibt ½ lb [Pfund; 28 dag] Rindsschmalz sehr pflaumig [flaumig] ab. Also hat man sich gerichtet 2 lb [1,12 kg] gesiebtes feines Mehl und 12 Eier. Man gibt dann in das abgetriebene Schmalz etwas Zucker und Salz und Lemonyschäller [Zitronenschale], 1 ganzes Eier und einen Dotter, 3 Esslöffel voll Mehl. Das gibt man auf einmal hinein, verrührt es sehr gut und fahrt so fort, bis die 12 Eier und das Mehl gar ist. Dann mischt man 2 Löffel etwas gute Germ mit einen halben Seidel [2 dl] Obers, gehörig Weinbeerln und Zibeben [Rosinen] unter die Massa. Also hat man sich schon den Form [die Guglhupfform] ausgeschmiert, ihn mit Mehl bestaubt und mit länglicht geschnittene Mandeln ausgelegt. Also man füllt die Massa nicht ganz voll ein, nur so stark halbvoll. Also man deckt ihn zu mit einem Serviette oder Papier und lässt ihn gehen an einen warmen Orte, doch nicht zuviel - nur so, dass die Form voll ist (doch nicht zu voll, denn man darf ihn auch nicht übergehen lassen). Auch darf man ihn nicht zu schnell gehen lassen. Also bacht [bäckt] man ihn ziemlich gäh [schnell], man darf die Rehrn [Backrohr] auch nicht zu oft aufmachen, überhaupt anfangs, denn sonst wird er sehr leicht speckicht. Man muss wohl öfters nachsehen, dass die Rehrn nicht zu heiß ist. Sieht man, dass er schon etwas eine Farbe hat, so deckt man ein Papier darauf. Es muss beinahe unumgänglich ein Türckenbund [Gugelhupfform] sein, weil er sich in einen runden Model viel schöner bacht. Man muss sehr vorsichtig sein beim Bachen und ihn ziemlich gäh bachen. Die Weinbeerln und Zibeben ist es sehr gut, wenn man sie erst darunter mischt, wenn man die Massa einfüllt.

Viel Spaß beim Nachkochen!
Die Fotos stammen alle aus einer zeitgenössischen Bilddatenbank



Die Kochrezepte stammen aus:
Henriette Povse, Das Kochbuch der Familie Schratt. Kulinarische Geschichten aus Baden, herausgegeben von Rudolf Maurer, mit einem Beitrag von Manfred Ronge. Erfurt 2012.

7. August 2014

Frauenportrait # 25



Katharina Schratt – die Vielgeliebte



Durch Jahrzehnte kannte man Katharina Schratt als langjährige Freundin und Vertraute Kaiser Franz Josephs, bei der er Ablenkung und Verständnis fand, also all das, was ihm seine Gemahlin versagte. In den letzten Jahren in Familienbesitz aufgefundene Briefe zeichnen nun ein etwas anderes Bild der Schauspielerin. 
Der Kaiser war – abgesehen von ihrem Gatten – bei weitem nicht der einzige Mann, der in ihrem Leben eine Rolle spielte. Geschickt verstand sie es gleichzeitig mehrere Verehrer – oder Liebhaber? – um sich zu sammeln. Dabei vermittelte sie allen Männern das Gefühl, ihr Favorit zu sein. Ihr großes psychologisches Einfühlungsvermögen zeigt sich auch darin, dass die ehemaligen Verehrer/Liebhaber ihr in Freundschaft verbunden blieben.
Schauspielerinnen hatten es nicht leicht. Ihr Beruf erforderte einen Lebensstil, der mit Gagen nicht leicht zu bestreiten war. Allein die notwendige Garderobe verschlang Unsummen. Von einer Schauspielerin wie Katharina Schratt erwartete die Gesellschaft ein entsprechendes Auftreten. Überdies war der Kontakt mit hochgestellten Persönlichkeiten der Karriere oft sehr förderlich.
Irgendwann um das Jahr 1886 – der erste erhaltene Brief wurde im Frühsommer dieses Jahres geschrieben – lernte Katharina Schratt einen der reichsten Aristokraten Wiens kennen: Johann Graf Wilczek. Wilczek war nicht nur reich, er engagierte sich auf den verschiedensten Gebieten: Er förderte die Österreich-Ungarische Nordpolexpedition von Julius Payer und Carl Weyprecht in den Jahren 1872 bis 1874; zwischen 1874 und 1906 ließ er für seine umfangreichen Kunstsammlungen die Burg Kreuzenstein bei Wien errichten. Er gründete die Wiener Freiwillige Rettungsgesellschaft und ließ das Rudolfinerhaus in Wien errichten. Zu seinen Freundeskreis zählten die führenden Wissenschaftler seiner Zeit. Die Liebe zu Katharina Schratt hatte den fast Fünfzigjährigen ordentlich gepackt: „Katherl – was ich dabei fühlte hab ich nicht für möglich gehalten fühlen zu können – obwohl ich mich genau kenne – und ich mir ungeheueres zutraue – Katherl jetzt sehe ich erst was ich leide fern von dir – und wie ich dich liebe – wie ich an dir halte – und was du mir bist“.  Es war dasselbe Jahr 1886, in dem sich Katharina Schratt bereits intensiv um die Freundschaft des Kaisers bemühte.

Katharina Schratt mit Kaiser Franz Joseph
© UB Foto
Eingefädelt hatte die beginnende Freundschaft zu Franz Joseph Kaiserin Elisabeth höchstpersönlich. Sie war auf der Suche nach einer Freundin für ihren Gemahl, Kennengelernt hatte der Kaiser Katharina Schratt anlässlich der Audienz, zu der sie geladen war, um sich als Schauspielerin des k.u.k. Hofburgtheaters vorzustellen. Die nächste Begegnung fand beim „Ball der Industriellen“ im Fasching 1885 statt. Wieder kamen sie miteinander ins Gespräch, und wieder, wie bei der Audienz, amüsierte sich der Kaiser über ihre frische, unverblümte Art. Im August sahen sie sich wieder: Beim Empfang des russischen Zaren Alexander III. gaben prominente Schauspielerinnen des Burgtheaters Proben ihres Könnens ab. Sie waren auch zum anschließenden Souper geladen. So lernte Kaiserin Elisabeth Katharina Schratt kennen und begann die aufkeimende Neigung zu fördern. In ihr hoffte sie endlich einen adäquaten „Ersatz“ gefunden zu haben, damit sie sich ohne schlechtes Gewissen noch länger auf Reisen aufhalten konnte. Als nächsten Schritt musste der zu seiner Zeit berühmte Porträtmaler Heinrich Angeli im Auftrag der Kaiserin ein Porträt Katharina Schratts anfertigen. Noch wusste Schratt nichts von dem Spiel, dass die Kaiserin eingefädelt hatte. Bei der letzten Porträtsitzung erschien dann der Kaiser höchstpersönlich. Zwei Tage nach dem Treffen bei Angeli erhielt Schratt das erste Schreiben des Kaisers, dem ein Smaragdring beilag.  Da durchschaute sie das angebahnte Arrangement, das allerdings ihren Wünschen nur entgegenkam. Mehr konnte eine Schauspielerin zu dieser Zeit nicht erwarten als den Kaiser als Gönner zu gewinnen. Auch Graf Wilczek durchschaute das Spiel: „Katherl wenn Dir bei Angeli nur nicht doch etwas geschah – zwar Dir nicht – aber mir, ich muß immer daran denken – und frage mich – was denkt mein Katherl darüber? – wird mir das nicht etwas von ihr nehmen?
Das nächste Treffen mit dem Kaiser fand dann am Wolfgangsee statt. Schratt hatte für den Sommer die Villa Frauenstein gemietet, in der sie den Kaiser zum Frühstück, den Grafen zum Diner empfing. Für den Kaiser war Katharina Schratt die ideale Gefährtin für die wenigen Stunden Freizeit: Sie war das genaue Gegenteil der Kaiserin; sie stand mit beiden Beinen fest im Leben. Ihre Interessen galten eher den trivialen Seiten des Lebens. In der Folge versorgte sie den Kaiser mit Klatsch und Tratsch aus der Wiener Gesellschaft. Bei ihr fand er die notwendige Ablenkung und konnte wenigstens für wenige Stunden Mensch sein. Er überhäufte sie dafür mit Geschenken und ermöglichte ihren aufwändigen Lebensstil. Er schenkte ihr eine Villa in der Gloriettegasse in Wien, nahe dem Schloss Schönbrunn, damit er sie in Wien auch täglich zum Frühstück aufsuchen konnte. In Bad Ischl stellte er ihr in späteren Jahren die Villa Felicitas auf der Straße nach Pfandl zur Verfügung. Täglich besuchte er sie dort während des Sommers, und sie ließ für ihn ihren berühmten Gugelhupf backen. Zur Vorsicht musste die Konditorei Zauner täglich einen weiteren nach ihrem Rezept backen für den Fall, dass ihrer misslang. Katharina Schratt wurde in all den Jahren wiederholt in die kaiserliche Villa zu Diners und Spaziergängen mit der kaiserlichen Familie eingeladen.    
Bis 1895/6 gelang es ihr, daneben das Verhältnis mit Johann Graf Wilczek aufrecht zu erhalten, was weiter nicht schwer war, da der Graf ein guter Freund des Kaisers und des Kronprinzen war. Manchmal wurde der Kaiser zwar misstrauisch, Katharina konnte ihn aber immer wieder überzeugen, dass es sich dabei um eine rein platonische Freundschaft handelte. Was ihr nicht gelang, war über den Kaiser Einfluss auf die Leitung des Burgtheaters zu nehmen. Hier konnte sie ihre Wünsche nicht durchsetzen, dazu war der Kaiser zu korrekt. Ein weiterer Grund für die sich mehrenden Auseinandersetzungen resultierte aus der Weigerung des Kaisers, ihr den von Kaiserin Elisabeth versprochenen „Elisabeth-Orden 1. Klasse“ zu verleihen. Zu Lebzeiten der Kaiserin wäre das für den Kaiser kein Problem gewesen, nun nach der Ermordung Elisabeths 1898 sah sich der Kaiser außerstande, dies zu tun. Nun da ihre Gönnerin tot war, begann man bei Hofe gegen die Schratt zu hetzen. Die Reibereien am Burgtheater führten schließlich zu ihrer Kündigung des Vertrages, eine Kündigung, die der Kaiser anzunehmen hatte. Obersthofmeister Montenuovo, dem die Schratt ein Dorn im Auge war, sah endlich die Gelegenheit gekommen, sie loszuwerden. Er überzeugte den Kaiser davon, dass die Schratt des Theaterspielens müde war, und der Kaiser, dem ein Ränkespiel in tiefster Seele fremd war, nahm die Kündigung an. Katharina Schratt, die die Kündigung nur als Druckmittel einsetzten wollte, verließ empört Wien. 15 Jahre hatte die Freundschaft gedauert, die nun ein jähes Ende fand. Der Kaiser war es, der am meisten darunter litt. Erst im kommenden Jahr kam es zu einer Versöhnung, die allerdings das alte Vertrauensverhältnis nicht mehr wiederherstellte.

Katharina Schratt als Maria Theresia
© UB Foto
Im Jahr danach feierte Katharina Schratt ihr kurzes Comeback als Schauspielerin in der Rolle der Maria Theresia; der Kaiser freute sich darüber, sie wieder auf der Bühne bewundern zu dürfen – noch dazu trug sie bei dieser Gelegenheit all die Juwelen, die er ihr verehrt hatte. Aber – Ironie des Schicksals – Katharina Schratt verliebte sich bei dieser Gelegenheit unsterblich in ihren zehn Jahre jüngeren Partner Viktor Kutschera, der Franz Stephan von Lothringen spielte. Ein jüngst aufgetauchter Brief legt Zeugnis von der großen Leidenschaft dieses Verhältnisses ab, das zumindest bis 1903 dauerte.    

Nach dem Tod des Kaisers führte Katharina Schratt ein völlig zurückgezogenes Leben in dem Haus am Ring, das sie von ihrem Gemahl geerbt hatte. Sie besuchte täglich die Kirche und mehrmals in der Woche die Kapuzinergruft. Im Alter von 86 Jahren starb sie am 17. April 1940 und wurde am Hietzinger Friedhof beigesetzt. Trotz ihrer Freude an Klatsch und Tratsch bewahrte sie bis zu ihrem Tod all die Geheimnisse, die sie mit ihren Verehrern und Gönnern teilte, und widerstand allen lockenden Angeboten der Boulevardpresse, ihre Erinnerungen zu verkaufen.

Im nächsten Blogbeitrag lernen Sie ein paar Kochrezepte aus dem Besitz der Familie Schratt kennen.

Text: Dr. Elisabeth Vavra
Lit.:
Georg Markus, Katharina Schratt. Die heimliche Frau des Kaisers. Wien 1982.
Georg Markus, Es war ganz anders, Geheimnisse der österreichischen Geschichte. Wien 2013.
Katrin Unterreiner, Kein Kaiser soll uns stören. Katharina Schratt und die Männer. Wien-Graz-Klagenfurt 2014.

5. August 2014

Brombeere

Rubus fruticosus

Ackerbeere, Bramel, Brambeere, Brennbeere, Feldschwarzbeere, Frombeere, Hundbeere, Kratzbeere, Kroatzbeere, Moren, Rambeere, Schwarze Haubeere

Foto: Beate Steiner
Die ersten Brombeeren sind reif im Museumsgarten. Glänzend schwarz lugen die erfrischenden Früchte aus der dichten grünen Hecke. Aber: Vorsicht, Naschkatzen! Als kratziger Fraßschutz bedecken viele kleine, spitze Stacheln die bis zu drei Meter langen Triebe des Kletterstrauchs, der damit seine Verwandtschaft zu den Rosengewächsen ganz deutlich zeigt. Was eigentlich schon der deutsche Name des „Rubus fruticosus“ verrät. Brombeere leitet sich nämlich vom althochdeutschen Wort für „Dornbeere“ (bramo beri, bramberi) ab, verwandt auch mit „bramble“ für Brombeerstrauch im Englischen. Das ist zwar etymologisch korrekt, botanisch aber falsch, denn „Rosaceae“ tragen Stacheln, keine Dornen.
Die Stacheln dienen auch als Kletterhilfe für die stetig wachsenden Triebe, die sich bogenförmig über die übrige Vegetation legen und so bevorzugt an Waldrändern, auf Schutthalden und sonnigen Hängen undurchdringliches Gestrüpp bilden. Die dunkelgrünen, an der Unterseite etwas helleren gefiederten Blätter werden von den meisten Arten im Herbst nicht abgeworfen.

Brombeerblüte © thinkstock, Foto: llhoward
Brombeersträucher haben von Mai bis Oktober weiße, seltener rosa, Blüten, von August bis Oktober reifen die blauschwarzen, saftigen Sammelsteinfrüchte, die botanisch gesehen keine Beeren sind: Bei jedem einzelnen der saftigen schwarzen Kügelchen, aus denen sich die zwei bis drei Zentimeter große Frucht zusammensetzt, beißt man auf einen kleinen hart umhüllten Samen.
In Europa gibt es etwa 70 wildwachsende, kultivierte und ausgewilderte Arten, darunter auch gezüchtete Gartenbrombeeren ohne Stacheln.



Medizin pur aus der Natur

Rubus fruticosus ist eine der ältesten Heilpflanzen der Menschheit. Schon um 400 v. Chr. sammelte Hippokrates, Urahn der Ärzte, in den Wäldern Griechenlands Blätter und Früchte der Brombeere, weil er um ihre entzündungshemmende und magenberuhigende Wirkung wusste. Auch die Römer kauten Brombeerblätter gegen Zahnfleischentzündungen, tranken Brombeer-Tee und -Saft gegen Durchfall und Koliken, berichtet Plinius.

Foto: Beate Steiner
Brombeerblätter sind reich an Gerbstoffen, enthalten Flavone und ätherische Öle. Sie werden getrocknet und als Tee aufgegossen. Dieser wirkt als leichtes Abführmittel, aber auch entzündungshemmend und wird zum Beispiel zum Gurgeln bei entzündeten Schleimhäuten empfohlen.


Die Beere hat mehr als nur süßlich herben Geschmack zu bieten. Sie ist im Beeren-Ranking Nummer eins beim Calcium- und Provitamin-A-Gehalt, enthält außerdem reichlich Kalium, Magnesium, Kupfer und Eisen – letzteres sichert eine gute Sauerstoffversorgung in den Zellen. Die Powerfrucht punktet zusätzlich noch mit Beta-Karotin und Flavonoiden, das sind blaue Farbstoffe, die immunstimulierend wirken können, Arterien elastisch halten und Blutgefäße festigen. In der Vitamin-C-Rangliste belegt Rubus fruticosus keinen Spitzenplatz. Aber: Munden pralle, frische, süß-säuerliche Brombeeren nicht viel, viel besser als die Vitamin-C-Sieger, nämlich rohe Hagebutten?
Brombeeren schmecken am besten frisch, werden als Marmelade, Likör und Wein verarbeitet, und auch als Saft – ein bewährtes Mittel gegen Heiserkeit.

 

Feine Gerichte mit Brombeeren

Brombeeren sind nicht lange haltbar, lassen sich aber bestens einfrieren. Und die Vitaminbomben sind fein aromatische Zutaten in süßen und pikanten Gerichten. Einige Anregungen:


Salat mit Brombeeren und Ziegenkäse

Foto: Beate Steiner
Blattsalate und Rucola-Blätter anrichten, mit Brombeeren und frischem Ziegen- oder Schafkäse bestreuen. Pfeffern, mit einer Marinade aus mildem Essig, etwas Dijonsenf, Olivenöl und viel Pfeffer servieren. Der Geschmack der Früchte harmoniert besonders gut mit der pfeffrigen Senf-Würze von Rucola und dem milden Geschmack des Käses.
Besonders gut dazu schmeckt rosa gebratenes Rehfilet mit Portweinsauce, die mit Brombeeren verfeinert wurde.


Foto: Beate Steiner

Brombeercreme:

¼ Liter Milch und ¼ Liter Obers mit etwas Salz und Vanille aufkochen, 2 Esslöffel Kristallzucker und 4 eingeweichte Gelatineblätter darin auflösen. Ein Drittel der Masse mit 200 Gramm pürierten Brombeeren mixen, durch ein Sieb passieren. Beide Massen abwechselnd in Gläser füllen, kaltstellen. Mit Minze garnieren.

Brombeertarte:

6 Eier mit 300g Kristallzucker und einer Prise Salz schaumig schlagen, 300g fein geriebene Mandeln (oder Haselnüsse) unterheben, mit etwas Zitronenschale würzen. In eine gefettete Tarteform streichen, bei 180° goldbraun backen. Den erkalteten Kuchen mit Brombeermarmelade bestreichen, mit Brombeeren dicht belegen, mit Tortengelee überziehen. Schmeckt am besten gekühlt mit einer Kugel Vanilleeis.



Text: Beate Steiner

http://www.baumkunde.de/Rubus_fruticosus/
https://www.gesundheit.gv.at/Portal.Node/ghp/public/content/ernaehrung-saisonkalender-brombeere.html
http://www.apotheker.or.at/Internet%5COEAK%5CNewsPresse.nsf/webPages/637F49DFF64970E6C1256EEE00429405?OpenDocument